Kaum weht der Duft von Churros und Rebujitos durch die andalusische Luft, schon rückt die Ordnungsmacht an. Nein, nicht die Polizei, sondern die Stadtreinigung mit einer Armada an Gerät und Personal.
Mehr Sauberkeit wagen?
Anlässlich der Feria de San Bernabé, jenes ausgelassenen Festes zu Ehren des Schutzpatrons, mobilisiert die Stadtverwaltung eine Reinigungsbrigade, die ihresgleichen sucht. Über hundert Kräfte, dreißig Fahrzeuge – ein wahrer Kreuzzug gegen den Schmutz! Glaubt man Stadtrat Diego López, entsteht hier eine „außerordentliche Planung“, die neuralgische Punkte wie die Alameda, die Avenida del Mar und den Arroyo de la Represa blitzblank halten soll. Ist das wirklich nötig? Brauchen wir ein steriles Fest, bei dem jeder Krümel sofort beseitigt wird?
Perfektionismus oder gelebte Festkultur?
Herr López verspricht, dass parallel zur Festtagsreinigung der normale Betrieb weiterläuft. Welch gnädige Geste! Fast könnte man meinen, der Müll der Festivitäten sei von anderer Qualität als der, der sich sonst so ansammelt. Der gute Mann, begleitet von seinem Koordinator Francisco Navarrete, betont, man wolle die „kontinuierliche Reinigung und Instandhaltung“ garantieren. Das Ziel: die Festbesucher sollen ihren Abfall ordnungsgemäß entsorgen, unterstützt durch über 350 Müllkübel und zusätzliche Container. Und natürlich kommt modernste Technik zum Einsatz. Aber Moment mal!
Der Bürger in der Pflicht?
Am Ende seines Appells schwingt Herr López die Moralkeule: Die Bürger mögen doch bitte mithelfen, die Stadt in bestem Zustand zu halten. Ja, weil nur so ein gelungenes Fest gefeiert werden kann? Hier geht es um mehr. Es geht um die subtile Botschaft, dass die ausgelassene Feierstimmung kontrolliert und kanalisiert werden muss. Man könnte fast meinen, ein unbeschwertes Fest, bei dem auch mal etwas daneben geht, sei nicht erwünscht. So geht Lebensfreude verloren.
San Bernabé ist mehr als Ordnung und Sauberkeit. Es ist ein Fest der Lebensfreude, der Gemeinschaft und der Spontaneität. Ein bisschen Müll gehört dazu. Vielleicht sollten wir uns weniger auf die Putzkolonne und mehr auf den eigentlichen Geist der Feria konzentrieren. Die Reinigung kommt früh genug.
